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BRAHMS, CLARA UND ICH

(Baden-Badener Leerstückwerk)

 

 

 

 

Brahms grüßt

auf der Lichtentaler Allee

beiläufig

 

 

auch nach der Wanderung

noch keinen Schritt weiter

 

 

***

 

 

am magischen Ort

kein Schatten fällt auf mein Haupt

 

 

Schneewolken

haben sich auf den Bergen

schlafen gelegt

 

 

***

 

 

nur im Bad schaut Brahms einem nicht über die Schulter

 

 

***

 

 

Clara an der Küchenwand

mattgrün wie das Handtuch

 

 

die Wände sprechen nicht

zwischen den Zimmern

rauscht das Wasser

 

 

die Katze heißt Clara

und schnurrt um mein Hosenbein

 

 

***

 

 

die Schreibtischlampe glotzt auf das leere Papier

 

 

der Schreibtisch zittert

fällt einem doch etwas ein

 

 

das Klavier zittert nicht

kaum geöffnet gähnt das Klavier

 

 

die Saiten schweben

verstimmt

 

 

die weißen Tasten grinsen

mit all den schwarzen Lücken

 

 

die Klänge

angeschlagen - wie ich

 

 

das Klavier verschlingt die Töne

 

 

***

 

 

im Ohr knistert Vergangenes

im Gehirn knirscht es weiter

 

 

***

 

 

die Kirchenglocken schlagen zurück

 

 

der schwarze Notenschrank

ein gläserner Sarg

 

 

die Tür zur Veranda wimmert

mein Kopf raucht rhythmisch

 

 

die Bücher halten Ordnung

gelesen und ungelesen

 

 

die Glocken läuten taktlos

 

 

***

 

 

nachts die vielen Brücken über die Oos

ich verzähle mich im Traum

der Sockel verdreht Clara den Kopf

 

 

 

 

 

© Michael Denhoff, Brahms-Haus Lichtental, Dezember 2010

 

 

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