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DIE BANK AM RHEIN

 

Es gab da eine Bank, „unsere Bank“ am Rheinufer, auf der Beueler Seite.

Sie war immer wieder letzte Station auf unseren mehr oder weniger langen Radtouren entlang des Flußes, die wir in der Zeit des Lockdowns bei frühlingshaftem Wetter fast täglich machten. Beim nahegelegenen Italiener holten wir uns einen Becher Trebbiano, Chardonnay o.ä. „to go“. Wir kannten mittlerweile alle Kioske entlang beider Uferseiten, wo man zum Verzehr in auferlegten 50 Meter Entfernung Getränke erstehen konnte! Und während wir den Wein genoßen, ich zudem meine Pfeife schmauchte, starrten wir auf das Wasser, gingen unseren Gedanken und Gesprächen nach, beobachteten wie sich von Tag zu Tag der Pegelstand änderte, der Rhein unbeirrt nach rechts strömte, mal ruhig floß, mal durch Windböen eine aufgekräuselte Oberfläche hatte, wie die Gebäude am gegenüberliegenden Ufer als Schatten sich im Wasser spiegelten und das abendliche Sonnenlicht auf der Oberfläche flirrte, wie das Wolkenbild sich mal schnell und manchmal nur unmerklich änderte, und wir lasen die Namen der Lastkähne, die in unregelmäßigen Abständen vorüberzogen: Torrent, Vigilia, Obsediaan, Cathalijn, Rhenus Charisma … einer trug den Namen Friedrich Rückert, und zweimal – flußauf- und Tage später flußabwärts – zog ein Kahn mit dem Schriftzug Componist unser Interesse auf sich.

Zum Komponieren hat die sog. Coronakrise mich zwar weder inspiriert noch animiert, aber eine künstlerische Krise hat sie auch nicht ausgelöst.

 

 

Die alte Weide

viel länger schon als du und ich

schaut sie auf den Rhein

 

 

 

Michael Denhoff, im Juni 2020

(erscheint in der August-Ausgabe der Zeitschrift „MusikTexte“)

 

 

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