… im
Lichtkegel der Schreibtischlampe …
diverse Dreizeiler &
Haiku
|
über die Schwelle eintreten in eine andere Welt Alles schläft. Nur ich nicht. Gedanken schweifen mit dem sinkenden Licht der Nacht entgegen. Nachtwache. Im Kopf spielt die Erinnerung Kino. Augen schließen und Nacht empfinden im Zwischenreich – die Geräusche des Tages verblühen in dieser Stille der Klang nach dem du suchtest gefroren die Zeit zu Klang unter der Brücke von gestern zu heute flutete das Glück Warten – ohne jegliche Erwartung Alles abgestreift. Für das Kommende wieder offen und bereit ... Im Dachfenster ein kleines Stück Nachthimmel. Im Spiegel die doppelte Entfernung zu mir. Die Pfeife im Mund – Gedanken schweben mit den Rauchschwaden davon – Gedanken entleert, geblendet vom Gegenlicht der heutigen Nacht. |
|
|
Im Lichtkegel der Schreibtischlampe glimmt noch Asche. Geschehen lassen die Dinge, die sich fügen ohne ein Zutun. Ein Buch in der Hand. Die Welt kann untergehen, meine aber nicht ! Geöffnetes Buch: in die Nase steigt der Duft vergessener Zeit. Der Dichter wartet – bis sich Worte und Sätze von selbst einstellen. Die Vernunft schläft. Sirenengesänge und Düsentriebwerke. Leidenschaften dem Eigentum der Nacht entrissen eine dünne Wand trennte Traum und Wirklichkeit jenseits der Vernunft Herzklänge verwoben mit der Leere im Kopf es regnet in die Gedanken an gestern Wie laut der Regen auf das Dachfenster trommelt ! Gereinigt der Kopf. Mitternacht. Wie viele Träume werden jetzt geträumt … |
|
|
Der Kopist macht Fehler. Absichtlich. Das Leben kein Film. Die Rollen, die wir spielen, wählen nicht wir selbst. Einen Moment lang … oder war es doch länger? Oder nur ein Traum? neben mir trottet die Zeit wortlos Im Labyrinth nächtlicher Gedanken unnütz verirrt. verschwunden im Zettelkasten eine Idee Am Ende des Fadens ein Knäuel. Ergraut nun, was gestern noch verblühte. Der Herbst in mir. Herbstlaub. Die Unordnung des Denkens. kleiner der Vollmond im Weinglas Verschwinden wird der Wind … Der Dielenboden beantwortet jeden Schritt mit leisem Ächzen. Zu Mauern getürmt die Gedanken anderer auf meinem Schreibtisch. Fremde Melodie, ich höre das Herz schlagen – zum Klaviergesang. das Herz schlägt – heute in h-moll Lichttrunken von den schillernden Farben der Orchesterklänge. Generalpause. Der Orchesterklang reißt ab – im Ohr ein Sausen. Eine Träne fällt auf das leere Skizzenblatt – und Musik entsteht. |
|
|
Lange Fermate – der Rand des Rotweinglases auf dem Notenblatt. Am Schreibtisch ist man sein eigener Kerkermeister. Blieben ungenutzt Bleistift und weißes Papier. Den Tag ausradiert. stumpf der Bleistift und kein Ton Notenlinien wie viele Köpfe hätten dort Platz So wie ein Gärtner das Anwachsen der Klänge bei Nacht bewundern. Allein. Der Klang der Regentropfen auf dem Fensterglas. Verstummt das Laute. In die Stille hinein wächst das Ungehörte. Endlich: da ist es, das so lange vermisste Mitschwingen im Jetzt. Ferne Klänge – öffnen ein Fenster zum Himmel – versunken lauschen der Weltharmonie zur Nacht – oh weite Stille – Klangkörper Seele. Auf das hauchdünne Zeitfell tropft Erinnerung. keine Worte für das Licht, das mich streifte auch mein Schatten schweigt Am Rand der Welt ist Alles Schweigen. |
|
|
„ … als hätt der Mond die Erde still geküßt …“ – ganz nahe dem Ohr – durch das Dachfenster fällt das Mondlicht gefiltert Neumondnacht. Das Rauschen der Heizung – sonst nichts. Im matten Licht der Nachtlampe – die Spinne bei ihrer Arbeit. Auf dem fernen Mars sind Roboter unterwegs. Ich entdecke mich. Ton für Ton der Seele des Klanges auf der Spur Schlaflose Nacht. Nebenan spielt Glenn Gould Goldbergvariationen ... namenloses Glück wächst im Fruchtland verklingende Nacht Nach dem Gewitter Schuberts „Winterreise“ im Radio. Schritt für Schritt dem Ungewissen entgegen beim Wandern Schubert im Ohr – vor mir ein Abgrund Wüstenwanderung: eine Spur hinterlassen nur für kurze Zeit. Der Suchende und Wanderer erreicht immer ein Ziel. Irgendwann. |
|
|
die große Musik ist weiblich wie die Dichtung und die Malerei der stete Zweifel ist männlich wie der Unsinn und schlechter Geschmack weniger und noch weniger behaupten dem Innenleben das Ohr zuwenden – dann kann Klang sich ereignen lauschen … wie die Zeit sich verflüssigt Auch jetzt ! – In jedem Moment geschieht etwas. Höre den Ton, den Du selbst angeschlagen hast ! die Klänge kommen und gehen wie der Mond aus dem Dunkel lösen sich die Klänge und scheinen So viele Inseln der Stille und Einsamkeit zwischen den Klängen. Das Ticken der Uhr unbeirrt vom Lauf der Dinge von Tag zu Tag – Im andren Fenster die erste Morgenröte – ich lösche das Licht. die Horizontlinie singt eine Morgenmelodie Sich treiben lassen vom neuen Tag – absichtslos … und immer staunen … |
|
© 2004 / 05 Michael Denhoff
siehe auch: