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PAAR-WEISE

 

neue Dreizeiler

 


 

Gott schuf Adam

nach seinem Ebenbild. –

Soviel Gesichter?!

 

 

Eine Rippe nur

war für Eva schon genug. –

Kleiner Unterschied?!

 

 

Die Frühlingsblumen

auf der Tischdecke – wie schön

gestickt von Mutter.

 

 

Staunende Nachbarn

beim neuen Auto – günstig

gekauft von Vater.

 

 

 

Im Glauben

an große Treue

verliebt. Sie.

 

 

In aller Stille

aber in Windeseile

untergetaucht. Er.

 

 

 

Ausgewechselt

das Türschloss

– und den Mann.

 

 

Unterschlagen

geheime Konten

– und die Geliebte.

 

 

 

Verloren

die Frau

– und den Verstand.

 

 

Gewonnen

Abstand zum Mann

– und Selbstbewußtsein.

 

 

 

Aufs Handy gesimst:

Hi, wie wärs mit uns beiden?

Macht man so. Heute.

 

 

Auf rosa Papier

und ein Tropfen Parfum …

So war das. Früher.

 

 

 

Mit Bildschirmaugen

in virtuellen Welten

surft er – der Sohn.

 

 

Abfeiern den Frust;

geht zum Anbaggern in die

Disco – die Tochter.

 

 

 

Im Bahnhofskino

heimlich Pornostreifen sehn –

Bist zu jung dafür.

 

 

Nochmal eine Frau

verführen und bezirzen –

Bist zu alt dafür.

 

 

 

Im Vorstadtbordell.

Er findet käufliches Glück

– bei einem Schwulen.

 

Hinterhofkneipe.

Sie sucht hier neuen Kontakt

– aber zu Frauen.

 

 

 

Er freut sich

über den Zufall – sie spricht

von Schicksal.

 

 

Sie freut sich

über das Glück – er spricht

von geiler Lust.

 

 

 

Sie kann stundenlang,

ohne zu kaufen,

Schuhe probieren.

 

 

Er möchte zum Bier,

bitte ungestört,

die Zeitung studieren.

 

 

 

Rauchen und Saufen

im eignen Haus verboten.

Ab zum Kegelclub.

 

 

Klönen und Tratschen –

zuhause hört niemand zu –:

mein Kaffeekränzchen.

 

 

 

Ihr Parfum –

steht noch als Duft

im Raum.

 

 

Seine Socken –

liegen schon wieder

im Bad herum.

 

 

 

Sie schenkte ihm

ihr Vertrauen.

Zu früh.

 

 

Jetzt bereut er

seine Affären.

Zu spät.

 

 

 

Du.

Ein ungelöstes Rätsel

für mich.

 

 

Ich.

Ein offenes Buch

für dich.

 

 

 

Wartet noch immer

täglich auf ihren Anruf

– der Witwer.

 

 

Bespricht mit ihm

den Speiseplan für morgen

– die Witwe.

 

 

 

Hält die Hand gestreckt

den Passanten in den Weg.

Wortlos: der Bettler.

 

 

Konten in der Schweiz

und Schein-Firmen, steuerfrei.

Dezent: der Reiche.

 

 

 

Verdrängen:

die Vergangenheit

– und den Tod.

        

 

Dummer Fehler:

kostete viel Geld

– und das Leben.

 

 

 

Kitsch ist das,

was einem gefällt –

wenn man einsam ist.

 

 

Kunst ist das,

was man nicht versteht –

wenn man ehrlich ist.

 

 

 

Liebe –

manchmal nur

ein Wort.

 

 

Hass –

ein menschliches

Gift.

 

 

 

 

 

© 2004 Michael Denhoff

 


 

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siehe auch:

 

Haiku & andere Dreizeiler

 

… im Lichtkegel der Schreibtischlampe …